Eine Frage der Perspektive – Das digitalisierte Potsdamer Stadtmodell

Kurze Beschreibung

Das digitalisierte Stadtmodell Potsdams im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) bietet seit Sommer 2023 zwei neue Formen der Geschichtsvermittlung. Mit der interaktiven Karte kannst Du sowohl über einen Touchscreen am Modell als auch bei einem Stadtspaziergang durch Potsdam mit dem eigenen Smartphone 60 Orte der preußischen Monarchie entdecken und vergleichen, was heute von der einstigen Großmacht geblieben ist. Mittels webAR kannst Du am Modell auf spielerische Art außerdem historische Ansichten der Stadt mit Deiner eigenen Perspektive überein bringen.

Lange Beschreibung

Das Modell, das bereits 2003 für das HBPG angefertigt wurde, zeigt Potsdam im Jahr 1912 – auf dem Höhepunkt der preußischen Monarchie. Es stellt 60 Orte heraus, deren Ursprung und Funktion auf diese Herrschaftszeit zurück gehen. Einige der Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder in dessen Folge abgerissen. Andere wurden in der jüngeren Vergangenheit wiedererrichtet, z.T. in historisch originalgetreuer Hülle. Die heftigen Diskussionen, von denen diese baulichen Veränderungen jeweils begleitet wurden, sind beispielhaft und wurden in ähnlicher Weise auch in anderen Städten geführt. Immer geht es dabei einerseits um die Frage, mit welchem Blick historische Epochen betrachtet und bewertet werden und andererseits um die Frage, wer daraus Entscheidungen für die zukünftige Gestalt und das Leben in einer Stadt ableiten darf.

Um für dieses Spannungsfeld zu sensibilisieren, laden wir Sie ein, aus der Vielzahl möglicher Perspektiven auf Geschichte, auf Stadt, auf diese Stadt und auf das Modell zwei Perspektiven auszuprobieren: eine „preußische“ und eine „künstlerische“:

Für die „preußische“ Perspektive können Besucher:innen mit einer eher klassischen Medienanwendung über einen Touchscreen die 60 herausgestellten Orte Potsdams einzeln zum Leuchten bringen und gleichzeitig etwas über deren geschichtliche Prägung erfahren. Historische Ansichten werden aktuellen, von uns in Auftrag gegebenen Fotografien gegenübergestellt.

Zusätzlichen Nutzen hat diese Anwendung, wenn Besuchende das HBPG verlassen. Als Spaziergänger:innen durch Potsdam können sie mit ihrem eigenen Smartphone unter www.stadtmodell-potsdam-1912.de die gleichen Informationen an den realen Orten abrufen. Und ähnlich den aktuellen Fotografen können sie selbst vor Ort versuchen, die Perspektiven der historischen Fotografien einzunehmen.

Eine weitere Anwendung direkt am Stadtmodell fokussiert sich auf die „künstlerische“ Perspektive. Ziel der Förderung und unser Anspruch war es, auch neue Wege in der digitalen Vermittlung auszuprobieren. Dafür positionierten wir fünf historische Stadtansichten aus dem 18./19. Jahrhundert virtuell am Rand des Stadtmodells. Sichtbar werden sie mit dem eigenen Smartphone als „erweiterte Realität“ (AR). Auch hier sind die Besuchenden eingeladen, die Perspektiven der damaligen Künstler:innen einzunehmen und die historischen Ansichten auf dem Bildschirm ihres Mobilgerätes mit der Silhouette des vor ihnen liegenden Stadtmodells abzugleichen. Die perspektivischen Verzerrungen, die ihnen dabei auffallen müssen, zeugen bildlich davon, wie Künstler sehr frei die vermeintliche Stadtansicht interpretierten und damit auch idealisierten.

So können die Besucher:innen beim Blick auf das Stadtmodell verschiedene Perspektiven einnehmen, sich selbst verorten und (zur Geschichte) positionieren.

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Link zum Projekt

https://stadtmodell-potsdam-1912.de/