Auftakt der neuen Dauerausstellung im Kölnischen Stadtmuseum ist der „Raum der Stadtgeschichte“, der die bedeutendsten Objekte der Sammlung präsentiert und den Besucher*innen einen chronologischen Schnellüberblick bietet – Köln in 30 Minuten. Hier wird die Geschichte der Stadt von der römischen Kolonie über die mittelalterliche Handelsmetropole, die preußische Garnisonsstadt hin zur Medienmetropole unserer Tage erzählt.
Highlight im Auftakt ist das raumgreifende historische Stadtmodell aus dem Jahr 1913. Es zeigt Köln im Jahr 1571 und bietet den Besuchenden die Möglichkeit die wichtigsten historischen Schauplätze zu verorten. Köln war damals mit rund 40.000 Einwohner*innen die größte Stadt nördlich der Alpen. Die damals bestehenden Straßen und Plätze, die römische und die mittelalterliche Stadtmauer, das Rathaus, zahlreiche Kirchen und der Dom prägen das Stadtbild bis heute, auch wenn sie teilweise den Kriegen und dem Wachstum der Stadt zum Opfer gefallen sind.
Geschichte zu erzählen ist jedoch mehr als die Präsentation historischer Highlights. Wir möchten Köln in Vergangenheit und Gegenwart zeigen und darüber hinaus den Wandel des Stadtbildes und des urbanen Lebens erfahrbar machen. Wie hat sich das Lernen verändert oder die Absicherung und Regelung des Zusammenlebens? Wie wandelte sich der Verkehr oder auch der Stoffwechsel der Metropole, wie der Umgang mit Abfall? Wie können wir das Wachstum der Stadt oder gar gelebte Bräuche darstellen? Die Herausforderung für jedes Museum besteht darin, diese Geschichte(n) nicht nur textbasiert und isoliert von historischen Objekten zu erzählen.
Wir nehmen das physische Stadtmodell als Ausgangspunkt und Zentrum einer Augmented Reality (AR) Anwendung. Die räumliche Wirkung des echten Modells und die Effekte der digitalen Visualisierungen nehmen Sie mit auf eine virtuelle Zeitreise zu den unterschiedlichsten Themen.
Insgesamt stehen auf dem Startbildschirm vier Oberthemen zur Auswahl: Stoffwechsel, Fürsorge, Wachstum und Resonanzen. Wählen die Benutzenden ein Oberthema wie beispielsweise Stoffwechsel aus, beginnen Seifenblasen über dem Stadtmodell zu schweben. Jede Seifenblase bietet mehrere Geschichten. Der Stoffwechsel bildet die DNA der Stadt ab. Um die hier präsentierten grundlegenden Herausforderungen wie Energie, Lebensmittel, Abfall und Verkehr dreht sich ein Großteil des Alltags der Stadtgesellschaft. Entscheidet sich der User für Wasser als eines der Grundnahrungsmittel erzählt die „Wasserblase“ wie sich die Wasserversorgung vom Bandkeramikerdorf (4.000 v.Chr.) bis heute in Köln veränderte. Neben klassischen Texten und Bildern wird der Wandel des Wasserverbrauchs auch visuell in Form von ab- und zunehmenden Tropfen präsentiert. So wird deutlich, wieviel Wasser heute verbraucht wird und welche Herausforderung sich hinter den Zahlen verbirgt.
Im Oberthema Wachstum – um ein weiteres Beispiel zu benennen – erzählen die Seifenblasen die Geschichte der Ausdehnung, der Wirtschaft und der Verwaltung der Stadt. So behandelt die „Ausdehnungsbubble“ neben der räumlichen Ausdehnung Kölns auch die Entwicklung der Bevölkerung. Gestartet wird die Geschichte auch hier am physischen Modell. Auf dem Tablet erscheint eine Animation von Menschen im öffentlichen Raum, die sich über dem Stadtmodell bewegen. Bei der Navigation durch die verschiedenen Zeitabschnitte Kölns, erlebt man das Wachsen und Schrumpfen der Bevölkerung. Die teils tragischen Geschichten dahinter erfahren die Nutzer*innen durch eingebundene Textebenen.
Die räumliche Wirkung des echten Modells und die Effekte der digitalen Visualisierungen nehmen Sie mit auf eine virtuelle Zeitreise von 4.000 v. Chr. bis heute zu den unterschiedlichsten Themen wie Abfall, Lebensmittel, Wachstum, Brauchtum, Sicherheit, Wirtschaft oder Pflege.
Insgesamt erwarten die Besucher*innen an der AR-Station „Entdecke Köln – Discover Cologne“ 13 verschiedene Zeitfenster mit 120 „Points of Interest“, die die Geschichte der Stadt Köln bis in die Gegenwart erfahrbar machen.
Die hybride Anwendung vermittelt (human)geographisches Wissen auf realitätsnahe und interaktive Weise. Es zeigt das Köln, mit dem wir uns identifizieren und wie wir es gestern und heute bewohnen und benutzen. Eine Lebenswelt, von Vielen geschaffen und über viele Jahrhunderte zur Metropole geworden. Es ist weit mehr als ein Stadtbild. Es lässt einen immensen Reichtum an positiven und negativen Eigenschaften erfahren. Wir konsumieren diesen Reichtum nicht nur, sondern wir alle produzieren ihn mit.
Ein Video zum Projekt finden Sie hier: https://www.koelnisches-stadtmuseum.de/ausstellung/dauerausstellung/ar-station-entdecke-koeln-discover-cologne/
Die Erkenntnis, dass Spaß am Spiel motiviert und Motivation wiederum Konzentration fördert, will sich dieses Projekt zunutze machen. Museum darf Spaß machen! Zudem können komplexe Zusammenhänge und Prozesse besser verstanden und eingeprägt werden, wenn sie interaktiv erforscht und mit einer positiven Erfahrung verbunden werden.
Mit „Entdecke Köln – Discover Cologne“ möchte das Kölnische Stadtmuseum Lust auf die Kultur und Geschichte Kölns machen, ohne den Bildungsauftrag zu vernachlässigen. Unser Ziel ist ein aktives, partizipatives Erlebnis. Zielgruppe ist die Personengruppe der Entdecker/Explorer, das jüngere Publikum (Digital Natives) und natürlich alle, die sich für Köln interessieren. Die Anwendung ist leicht und intuitiv bedienbar. Vor allem setzt unsere Anwendung auf den Dialog mit dem originalen Stadtmodell und stellt keine zusätzliche Barriere dar, denn das Stadtmodell bleibt innerhalb und außerhalb der Anwendung der „Star“.