Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig

“Herbst ’89 – Auf den Straßen von Leipzig” geht neue Wege der Geschichtsvermittlung mittels Gamification. Die Digitalanwendung in Form einer interaktiven Graphic Novel ist als Gamestation Teil der Ausstellung “Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders sein können” des Deutschen Historischen Museums, kann aber auch online fernab des Museums genutzt werden. Im Mittelpunkt stehen die Ereignisse des 9. Oktober 1989 in Leipzig, einem Tag, an dem Zehntausende auf die Straße gingen, um für Reformen in der DDR zu demonstrieren. Der Ausgang des Tages war ungewiss, viele fürchteten eine gewaltsame Niederschlagung der Proteste. Die Museumsgäste können in der Graphic Novel in die Rolle von sieben Personen schlüpfen und aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln – etwa aus der Perspektive einer Bürgerrechtlerin oder eines Bereitschaftspolizisten – diesen historischen Tag durchlaufen und mit ihren Spielentscheidungen den Verlauf des Geschehens beeinflussen. Ziel ist, zu vermitteln, dass Geschichte offen ist: sie ist das Ergebnis von konkreten Entscheidungen und Handlungen, aber auch von Zufällen. Die Nutzer*innen werden angeregt, spielerisch aus verschiedenen Perspektiven historische Entscheidungssituationen nachzuvollziehen und kritisch über Geschichte nachzudenken.
“Herbst ’89 – Auf den Straßen von Leipzig” richtet sich vornehmlich an erwachsene Individualbesucher*innen des Museums. Es basiert auf weitreichenden wissenschaftlichen Recherchen des DHM, was sich deutlich in der detailreichen inhaltlichen und illustrativen Ausgestaltung der sieben Charaktere und der historischen Szenerie niederschlägt. Zwei der sieben Figuren sind reale historische Persönlichkeiten, nämlich Egon Krenz und Kurt Masur. Die fünf anderen sind angelehnt an konkrete Biografien oder sogenannte Kollektivbiografien. Dabei wird bewusst der Perspektive der machtvollen Positionen die der ‘Geschichte von unten’ anbeigestellt. Neben der Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, bietet “Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig” animierte Sequenzen, Mini-Games und die Option, historische Fundstücke zu sammeln. Innerhalb der Ausstellung bietet das eigens entwickelte Sounddesign in Kombination mit der Rauminszenierung ein immersives Spielerlebnis.