Podcast: I’ve Seen the Wall

Kurze Beschreibung

Podcast zur Ausstellung "I've Seen the Wall: Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965" im MINSK Kunsthaus in Potsdam. In vier Episoden beleuchten die beiden Kurator:innen und Podcast Hosts Paola Malavassi und Jason Moran gemeinsam mit ihren Gästen die Komplexität dieser historischen Tour. Ergänzt werden die thematisch spannenden Folgen durch Musik.

Lange Beschreibung

Podcast
I’ve Seen the Wall
Eine Produktion von: DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam mit der Produktionsfirma art/beats Berlin

Anlässlich der Ausstellung “I’ve Seen the Wall: Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965”
kuratiert von Paola Malavassi & Jason Moran

DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam zeigte mit “I’ve Seen the Wall” im Herbst/Winter 2023/24 eine Ausstellung mit Fokus auf die legendäre Konzerttournee, die Louis Armstrong 1965 durch die DDR führte.

Mitten im Kalten Krieg trat der afroamerikanische Jazzmusiker in Ost-Berlin, Leipzig, Magdeburg, Erfurt und Schwerin auf. Mit 17 Konzerten in nur neun Tagen war die Tour sehr eng getaktet. Die Hallen, die jeweils 2.000 bis 3.000 Sitzplätze umfassten, waren schnell ausverkauft – etwa 45.000 Menschen erlebten Louis Armstrong und seine All Stars live in der DDR.

Dieser historische Moment ist Ausgangspunkt für die Ausstellung im MINSK Kunsthaus in Potsdam, die die Ambivalenz dieser offiziellen Einladung vor dem Hintergrund der Bürgerrechtsbewegung in den USA und dem Eisernen Vorhang in Europa untersucht. Zentrale Fragen der Ausstellung sind: Was bedeutet es, durch die Welt zu touren und Unterdrückungssysteme und Diktaturen im Namen der Freiheit zu besuchen? Was bedeutet es, unterwegs wiederholt Anerkennung und zugleich Rassismus zu erleben und dann nach Hause zurückzukehren, um gleich wieder mit Rassismus konfrontiert zu werden?

Armstrongs Auftritt in der DDR war ein Zeichen der Freiheit, jedoch nur für die Dauer der Aufführung – eine ernüchternde Feststellung, die in Bezug auf Schwarze Musik seit Jahrhunderten gültig ist. Die Liebe und Bewunderung des Publikums auf der Bühne zu erfahren, steht im Widerspruch zu den Schwierigkeiten, mit denen die Musiker:innen backstage konfrontiert waren und sind. Können Liebe und Hass, weltweiter Erfolg und Unterdrückung, Anerkennung und Rassismus nebeneinander bestehen?

Während Jazzpianist, Komponist und Performancekünstler Jason Moran aus der Perspektive des Künstlers und Musikers auf die Ausstellung schaut, nimmt Direktorin und Kuratorin Paola Malavassi den Blickwinkel der Kunsthistorikerin und Musikenthusiastin ein. Moran betrachtet die Ereignisse von der Bühne und vom Backstage aus, denn er weiß, was es heißt, durch die Welt zu touren. Malavassi dagegen blickt vom Museum und vom Publikum im Konzertsaal aus. Gemeinsam entschieden sie, eine Ausstellung zu entwickeln, die das Publikum backstage mitnimmt, um die Komplexität von Musikproduktion und -rezeption, Politik und Rassismus in den Blick zu nehmen.

Um die Ausstellung auch digital einem breiten Publikum zu vermitteln und der Komplexität und dem Tiefgang dieser Schau durch vielfältige Perspektiven gerecht zu werden, produzierte DAS MINSK gemeinsam mit der Produktionsfirma art/beats einen begleitenden Podcast zur Ausstellung. In vier Episoden beleuchten die beiden Kurator:innen und Podcast Hosts Paola Malavassi und Jason Moran gemeinsam mit ihren Gästen die verschiedenen Themen der Ausstellung. Ergänzt werden die thematisch spannenden Folgen durch Musik von Louis Armstrong, Jaimie Branch, Jason Moran, Kassa Overall oder Wadada Leo Smith.

In der ersten Folge SETTING THE PACE sprechen die beiden Hosts und Kurator:innen der Ausstellung über Musik und Kunst, über Politik und all ihre Verflechtungen im Kontext der Ausstellung.

In der zweiten Folge WAYS BACK HOME sprechen Paola Malavassi und Jason Moran mit Regina Bain, der geschäftsführenden Direktorin des Louis Armstrong House Museum und Center (Corona, Queens, New York) über die Wege nach Hause, nach und während einer Tournee als Musiker:in.

In der dritten Folge mit dem Titel ZWISCHENTÖNE sprechen die beiden Hosts mit Tina M. Campt, Roger S. Berlind Professorin für Geisteswissenschaften an der Princeton University (USA) und Theoretikerin der visuellen Kulturen der afrikanischen Diaspora. Es geht um die komplexen Zwischentöne, die Nuancen und Subtexte von Armstrongs historischer Tour sowie deren Nachhall in der Ausstellung im MINSK.

In der vierten und letzten Folge I’VE SEEN IT ALL blicken die beiden Kurator:innen, Paola Malavassi und Jason Moran, zurück auf die Ausstellung und lassen “I’ve Seen the Wall” mitsamt Liveperformances und Konzerten noch einmal Revue passieren.

Zum Podcast wurden ein Transkript sowie Shownotes mit weiterführenden Links veröffentlicht.

Die Hosts und Kurator:innen

Paola Malavassi

Paola Malavassi, geboren 1978 in San José, Costa Rica, studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 2016 bis 2020 leitete sie die Julia Stoschek Collection Berlin (JSC Berlin). Zuvor war sie von 2005 bis 2011 wissenschaftliche Direktionsassistentin von Prof. Kasper König im Museum Ludwig Köln. Malavassi kuratierte Ausstellungen von u.a. Andreas Fischer, Tobias Rehberger, Stan Douglas, Dan Perjovschi, Wolfgang Mattheuer und Ruth Wolf-Rehfeldt.

Paola Malavassi arbeitet interdisziplinär, häufig mit den Bereichen Jazzmusik und zeitgenössischer Tanz. Zuletzt wurde dieser Ansatz in der von ihr kuratierten Ausstellung “Stan Douglas: Splicing Block” (2019, JSC Berlin), der Performance “APEX VARIATIONS” des Künstlers Arthur Jafa und des Jazzpianisten Jason Moran (2018, JSC Berlin) oder eben die mit Jason Moran kuratierten Ausstellung “I’ve Seen the Wall: Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965” deutlich.

Bereits im Museum Ludwig organisierte sie performative Veranstaltungen, darunter ein Konzert mit Steve Reich und dem Ensemble Modern zu Gerhard Richter in Kooperation mit der Philharmonie Köln sowie eine Performance der Choreografin Anna Halprin in Kooperation mit dem Tanzhaus NRW (beide 2009).

Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit bilden Kunstvermittlung und Bildung. Malavassi hatte Lehraufträge an der Freien Universität Berlin und an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf inne. Am Museum Ludwig leitete sie das Kunstvermittlungsprojekt “kunst:dialoge” und war Mitbegründerin der interdisziplinären Veranstaltungsreihe “Langer Donnerstag”. Beide Projekte bestehen nach wie vor.

Jason Moran

Der Jazzpianist, Komponist und Performance-Künstler Jason Moran wurde 1975 in Houston, Texas, geboren und erwarb seinen Abschluss an der Manhattan School of Music, wo er bei Jaki Byard studierte. Er wurde 2010 zum MacArthur Fellow ernannt und ist der künstlerische Leiter für Jazz im Kennedy Center. Derzeit unterrichtet Moran am New England Conservatory.

Moran ist sehr daran interessiert, die Beziehung zwischen Musik und Sprache neu zu bewerten und zu verkomplizieren, und seine umfangreichen Bemühungen in den Bereichen Komposition, Improvisation und Performance zielen alle darauf ab, den Status quo herauszufordern und gleichzeitig die Errungenschaften seiner Vorgänger zu respektieren. Seine Tätigkeit geht über die zahlreichen Aufnahmen und Auftritte mit Meistern der Form wie Charles Lloyd, Bill Frisell und dem verstorbenen Sam Rivers hinaus, und seine Arbeit mit seinem Trio The Bandwagon (mit dem Schlagzeuger Nasheet Waits und dem Bassisten Tarus Mateen) hat zu einer umfangreichen Diskografie für Blue Note Records geführt. Die Bandbreite von Morans Partnerschaften und seiner musikalischen Arbeit mit angesehenen und legendären bildenden Künstlern ist groß. Er hat mit so bedeutenden Persönlichkeiten wie Adrian Piper, Joan Jonas, Glenn Ligon, Stan Douglas, Adam Pendleton, Lorna Simpson und Kara Walker zusammengearbeitet. Zu den Auftraggebern von Morans Werken gehören das Walker Art Center, das Philadelphia Museum of Art, die Dia Art Foundation, das Whitney Museum of American Art, Harlem Stage und Jazz at Lincoln Center.

Die Einzelausstellung des Künstlers, “Jason Moran: Black Stars: Writing in the Dark” ist derzeit bis November 2024 im Mass MoCA in North Adams zu sehen. Zu seinen jüngsten institutionellen Einzelausstellungen gehören Bathing the Room with Blues im Museum of Contemporary Art Denver (2021-22) und Jason Moran, organisiert vom Walker Art Center, Minneapolis, MN im Jahr 2018, die zum Institute of Contemporary Art, Boston, MA, Wexner Center for the Arts, Columbus, OH, und Whitney Museum of American Art, New York, NY, reiste (eine monografische Veröffentlichung begleitete die Ausstellung). Moran hat an bedeutenden Gruppenausstellungen wie der Whitney Biennale, der Biennale von Venedig und Soft Power im San Francisco Museum of Fine Art teilgenommen.

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https://dasminsk.de/en/audiostories?funk=true&audioguide=4220