sichtbar machen

Kurze Beschreibung

Sichtbar werden in diesem Projekt das Leben und Erleben, die Kommunikations- und Erfahrungsräume als jüdisch verfolgter Menschen in Köln zwischen 1933 und 1945: Digital in virtuellen Räumen und an den Orten des Geschehens im analogen Stadtraum. Es werden die persönlichen Innensichten der jüdischen Menschen damals auf ihre Situation und den jeweiligen Moment der Verfolgung visualisiert, multiperspektivische Sichtweisen überlebender Kölner Zeitzeug*innen präsentiert, eine fundierte und in diesem Umfang einzigartige historische Informationsebene dargeboten, mehr über das Thema Emigration aus einer sehr persönlichen Sicht offenbart sowie die erinnerungskulturelle Wahrnehmung des Projektes selbst und dessen Verknüpfung mit dem Stadtraum dokumentiert. "sichtbar machen.“ ist das Ergebnis eines Projektes vom Museumsdienst Köln in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Es wurde von Oktober 2021 bis Dezember 2022 im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sowie das Bundesministerium der Finanzen gefördert.

Lange Beschreibung

Die Familie Schönenberg
Exemplarisch im Zentrum steht die jüdische Kölner Familie Schönenberg. Auf der Grundlage ihrer in dieser Dichte und der zeitlichen Breite nahezu einzigartigen Überlieferung von Selbstzeugnissen wird eine völlig neue Perspektive auf die Innensichten, auf die Kommunikations- und Lebensräume der jüdischen Menschen damals geworfen.
Die Briefe, Tagebücher und Dokumente offenbaren die Wahrnehmung des jeweiligen Moments der Verfolgung und der Ausgrenzung durch die Betroffenen selbst und ermöglichen so ein modernes historisches Lernen und ein völlig neuartiges Verständnis der Prozesse und Mechanismen der schrittweisen Ausgrenzung und Vernichtung des jüdischen Lebens in Köln, in Deutschland und Europa.
Die 3D-Rekonstruktion der immer engeren und bedrückenderen Wohn- und Lebenssituation von der gutbürgerlichen Wohnung zum Gettohaus, die Emigration des Sohnes nach Palästina, schließlich die Deportation und der Tod des Arztes Max Schönenberg im Getto Theresienstadt – und das letzte Lebenszeichen von Erna Schönenberg kurz vor ihrer weiteren Deportation und Ermordung in Auschwitz:
Alles ist durch die Briefe und Aufzeichnungen dokumentiert und wurde in 3D-Räumen multimedial erfahrbar gemacht: Als rekonstruierte Lebens- und Wohnverhältnisse visualisiert sowie als Text und gelesen auch auditiv präsentiert. Die gezeichneten Figuren im Graphik-Novel-Stil zeigen die Menschen im jeweiligen Moment des Schreibens, in einem Setting, in dem die Briefe hätten geschrieben sein können.

Emigration nach Palästina
Die Emigration des Sohnes Leopold Schönenberg wird in einem weiteren virtuellen Raum präsentiert. Die Fotos dokumentierten das zunächst unbeschwerte Leben in Köln, aber auch die einsetzenden Vorbereitungen auf die Auswanderung in Anbetracht der zunehmenden Ausgrenzung und Verfolgung. Detailliert und sehr akribisch fotografierte Leopold ebenso den Aufbau eines neuen Lebens im Kibbuz in Palästina.

„Begleiter“ und „Katalog“: Die Informationsebene
Sowohl die Visualisierung der Familiengeschichte Schönenberg als auch die Präsentation der Fotos aus der Emigration werden begleitet und erläutert durch eine umfangreiche Informationsebene. Im „Begleiter“ und dem „Katalog“ werden detaillierte historische Informationen präsentiert: Zielgenau verknüpft mit der jeweils betrachteten Szene, aber auch in toto bieten die Erläuterungen alles zum Verständnis und historischen Einordnung der exemplarischen Lebensgeschichten – und weit mehr: Ergänzende Quellen und Fotos, Vergleiche mit anderen Städten und Regionen, nationale und internationale Bezüge weisen weit über den lokalen und exemplarischen Kontext hinaus.

Zeítzeug*innen erzählen
Multiperspektivische Sichtweisen der Überlebenden finden sich im Raum „Zeit-zeug*innen erzählen“: Verschiedene Zugänge zu den Video-Interviews als jüdisch verfolgter Kölner*innen bieten die Möglichkeit, die jeweilige Lebensgeschichte als Ganzes kennenzulernen, aber auch bestimmte Situationen oder Fragen zu allgemeinen Themen vergleichend gegenüber zu stellen.

Erinnern im Stadtraum
In Form von Großprojektionen im Stadtraum fanden sich die Inhalte der Website im Projektverlauf auch im Stadtraum – an den Orten, an denen sich die Geschichte und Geschichten damals ereigneten, an denen sich Ausgrenzung, Verfolgung und Verzweiflung abspielten, mitten in der Stadt, unter den Augen der Mehrheitsgesellschaft. Diese Präsentationen der digitalen Visualisierungen, von historischen Fotos, gesprochenen Selbstzeugnissen, Zeitzeugen-Interviews, aber auch gezeichneten und illustrierten historischen Situationen verbanden das Digitale der Website mit dem Analogen im Stadtraum und finden sich als Video-Dokumentationen im Raum „Erinnern im Stadtraum“.

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Link zum Projekt

www.sichtbar-machen.online